Ab wann soll unser Kleinkind in die Kita gehen? Gerade mit Kindern unter drei Jahren kann einem diese Frage Kopfzerbrechen bereiten. Schon, weil bei der Auseinandersetzung so viele Wünsche und Meinungen auf die Eltern von Kleinkindern einprasseln: Die Arbeitsstelle drängelt, dass man bald in den Job zurückkommt. Manche befreundeten Familien berichten von geglückten Eingewöhnungen. Andere kennen Horrorgeschichten von überforderten und ständig kranken Kindern. Und die Großeltern sagen vielleicht: Früher war es normal, mit dem Kind zu Hause zu bleiben. Gar nicht leicht, den eigenen Standpunkt zu finden!
Am Anfang wichtig: Eine feste Bezugsperson!
Was sagen Expert:innen dazu? Den einen „richtigen Zeitpunkt“, um ein Kind in die Kita zu geben, gibt es nicht. Studien haben zwar gezeigt, dass besonders Kinder unter 18 Monaten eine feste Bezugsperson brauchen, die sich intensiv um sie kümmert. Aber das muss natürlich nicht unbedingt die Mutter oder der Vater allein sein. Genauso können Großeltern, andere Verwandte und eben auch Erzieherinnen und Erzieher, Tagesmütter und Tagesväter diese Aufgabe übernehmen. Wichtig ist, dass das Kind spürt: Es gibt jemanden, der für mich da ist. Jemand hat Zeit, mit mir zu spielen und meine Entdeckung der Welt aufmerksam zu begleiten.
Wer hat die meiste Zeit für mein Kind?
Eltern können sich also selbst befragen: Habe ich genug Zeit für das, was mein Kind braucht? Kann ich mit ihm auf dem Boden sitzen und spielen, Spielplätze besuchen, mit ihm Malfarben ausprobieren, andere Kinder treffen? Wer sich unsicher ist, ob er das neben den vielen Aufgaben im Alltag junger Familien leisten kann, sollte über ein paar Stunden Tageseltern oder Kita nachdenken. Denn dort haben die Pädagog:innen nichts anderes zu tun, als sich intensiv um die Förderung der Kinder zu kümmern. Die Kinder halten sich in Räumen auf, die entsprechend ihren Bedürfnissen gestaltet sind. Und die sie treffen zum ersten Mal auf Gleichaltrige, mit denen sie gemeinsam die Welt entdecken.
Krippe, Kita, Tageseltern – was ist der Unterschied?
Wer sich für die Betreuung des Kindes entscheidet, steht vor neuen Fragen: Welche Art von Einrichtung passt zur Familie? Grundsätzlich stehen in vielen Orten unterschiedliche Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung: Bei Tageseltern kümmert sich eine Tagesmutter oder ein Tagesvater um höchstens eine Handvoll Kinder. Weil das meist in deren Wohnräumen stattfindet, ist eine familiäre Atmosphäre garantiert. Von einer Kinderkrippe spricht man, wenn Kinder unter drei in einer gemeinsamen Gruppe betreut werden, oft in eigenen Häusern. Der Vorteil ist, dass die Erzieherinnen und Erzieher natürlich besonders gut die Bedürfnisse dieser Altersgruppe im Blick haben. Außerdem gibt es Kitas, bei denen Kinder unter drei in einer altersgemischten Gruppe integriert sind. Positiv daran ist, dass die Kleinen sich an älteren Kindern orientieren können. Nachteilig kann sein, dass der Alltag in solchen gemischten Gruppen manchmal ganz schön trubelig ist.

Welche Einrichtung passt zu uns?
Wie entscheidet man sich bei diesem Angebot für die richtige Betreuungsform? Bei der Auswahl zwischen Tagespflege und Krippe oder Kita hilft es, das eigene Kind zu beobachten: Findet es andere Kinder besonders spannend? Oder sucht es eher bei Erwachsenen nach Sicherheit? Sozial „interessierte“ Kinder passen besser in die Kita oder Krippe, mehr Sicherheit bei Erwachsenen bieten Tageseltern.
Daneben ist es mindestens genauso wichtig, beim Vorstellungsbesuch in der Einrichtung etwas über die sogenannte „Betreuungsqualität“ herauszufinden. Denn hier gibt es große Unterschiede bei den folgenden Fragen: Wie viele Erzieher:innen kümmern sich um wie viele Kinder? Arbeiten dort immer die gleichen Kolleg:innen – oder wechselt das Team ständig? Welche pädagogischen Grundsätze haben die Tageseltern oder Erzieherinnen und Erzieher? Und wie viel Mitsprachemöglichkeit haben wir als Eltern dort?
Was braucht mein Kind, um gut anzukommen?
Wenn die Einrichtung ausgewählt wurde und der erste Tag bevorsteht, kommen neue Fragen auf: Wie kann ich meinem Kind helfen, gut in Krippe, Kita oder Tagespflege anzukommen? Vieles klärt sich mit dem Eingewöhnungskonzept der Einrichtung: Hier ist festgelegt, mit welchen Schritten sich Ihr Kind an seinen neuen Aufenthaltsort gewöhnen kann.
Darüber hinaus können Ihnen die folgenden 4 Tipps für den Start in die Betreuung helfen:
1. Nehmen Sie sich Zeit für Kennenlern-Gespräche mit den Betreuer:innen: Erzählen Sie den Tageseltern oder Erzieher:innen offen und detailliert, über Besonderheiten und Bedürfnisse Ihres Kindes. Je besser die zukünftigen Betreuer:innen Ihr Kind kennen, desto leichter fällt es ihnen, ihm ein sicherer Hafen zu sein.
2. Planen Sie ausreichend Zeit für „Rückschläge“ in den ersten Wochen ein: Es ist ganz normal, dass sich am Anfang in Krippe und Co. gute und schlechte Tage abwechseln. So wird es vorkommen, dass Ihr Kind nach anfänglicher Begeisterung plötzlich keine Lust auf die neue Gruppe hat. Typisch für die ersten Wochen sind auch viele Infekte, die das Kind von seinen neuen Spielgefährten mitbringt. Es wird also am Anfang immer wieder Tage geben, an denen Ihr Kind zu Hause bleiben muss. Wenn Sie das vorher einplanen, entsteht kein unnötiger Druck auf Sie – und Ihr Kind.
3. Denken Sie auch darüber nach, was die Eingewöhnung für Sie selbst bedeutet: Nicht nur Ihr Kind muss sich umgewöhnen – auch für Sie als bisherige alleinige Betreuungsperson ändert sich vieles. Es tut gut, sich klarzumachen, dass jetzt eine schöne Zeit zu Hause zu Ende geht – und eine neue, spannende Zeit für Ihr Kind beginnt. Viele Kinder reagieren verunsichert, wenn Mama oder Papa es mit widerstrebenden Gefühlen abgeben. Ihre Klarheit über Ihre Gefühle hilft Ihrem Kind dabei, sich mutig auf die neue Zeit einzulassen.
4. Geben Sie Ihrem Kind etwas von zu Hause mit: So spannend es in Krippe und Co. für Ihr Kind zugeht, braucht es auch Momente der Rückbesinnung. Dabei helfen Ihrem Kind „Souvenirs“ von zu Hause. Geben Sie ihm sein Lieblingsspielzeug mit. Wenn die geliebte Hanna Hoppel dabei ist, fällt die Umgewöhnung gleich leichter. Ein toller Helfer kann ein Fotobüchlein sein, mit 5, 10 Bildern von Familienmitgliedern und Lieblingsecken daheim, das Ihr Kind immer mal wieder durchblättern wird. Mindestens genauso wichtig ist ein Kuscheltier, das Ihr Kind am Tag in Krippe oder Tagespflege begleitet. Wer mag, gibt noch einen Tropfen von Mamas Parfüm darauf: So riecht zu Hause.
Dies ist ein Artikel unseres Gastautors Michael Fink. Er ist als Dozent in der Fort- und Weiterbildung von Erzieher:innen und Lehrer:innen tätig, Mitbegründer einer pädagogischen Fachzeitschrift und Autor von über 50 pädagogischen Fachbüchern.